Projekt "Singende Klasse - Singende Schule" in Südtirol:
Die „Regeln“ sind einfach wie effektiv: Mindestens zehn Minuten außerhalb der Musikstunde soll eine Klasse singen – darum geht es bei dieser Initiative, die das Singen in den Alltag integrieren will. Außerdem verpflichtet sich die Klasse dazu, einmal während des Schuljahres eine öffentliche Veranstaltung der Schule oder der Gemeinde musikalisch zu gestalten, z.B. eine Schulfeier, einen Gottesdienst - oder sie singt im Altersheim oder anderen sozialen Einrichtungen. Bei dieser Initiative zur Förderung des Singens handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Südtiroler Chorverbandes, der Landesdirektion Deutsche und ladinische Musikschule und der Landesdirektion der Grund-, Mittel- und Oberschulen der Deutschen Bildungsdirektion. Dass sich hier pädagogische wie auch musikalisch-kulturelle Ziele optimal verschränken, liegt auf der Hand.
Singen gehört zur schulischen Erziehung
Im Hintergrund steht eine wichtige Grundsatzentscheidung von Schule und Chorverband: Singen ist ein kultureller Wert, der schon im Kindesalter im Alltag kontinuierlich gepflegt werden sollte. Gerade in der Welt des passiven Musikkonsums und der Perfektion von professionellen Musikprodukten droht das einfache Singen in der Gemeinschaft verloren zu gehen. Auch in der Schule, die sich zunehmend auf Wissen und Theorie ausrichtete, ist es oft verloren gegangen. Zusätzlich ist es für das Weiterbestehen des Chorwesens von grundlegender Bedeutung, dass junge Sängerinnen und Sänger nachkommen; diese Förderung des Chorgesangs ist auch Aufgabe der Familie und des Verbandes mit seinen Chören, aber die Schule erzeugt eine viel größere Breitenwirkung und hat vor allem den Zugang zu den Kindern. Singen ist „Krafttraining“ für Kinderhirne, es fördert die Konzentration und Persönlichkeitsentwicklung und dient der kulturellen generationsübergreifenden Gesellschafts- und Gemeinschaftsbildung. Singen führt Jung und Alt zusammen, baut Aggressionen ab und fördert den Spracherwerb, vor allem aber braucht der Mensch das Singen, weil es zum „Menschsein“ gehört.
Singen als etwas Selbstverständliches
Nicht nur Kinder – aber besonders auch Kinder - brauchen Musik. Deswegen sollen alle Menschen zur Freude an der Musik herangeführt werden als einer Freude am Schönen, am Kreativsein, als Freude am Singen und Musizieren, am Improvisieren und Inszenieren, letztlich als Freude am Leben mit mehr Lebensqualität. Singen ist Teil unseres Lebens und jeder sollte sich im Gesang ausdrücken können: Das Potential für die psychische und körperliche Gesundheit, die im Gesang liegt, ist immens. Es geht weniger um große Chorprojekte, Aufführungen oder Wettbewerbe, sondern vor allem darum, Singen zu einem selbstverständlichen täglichen Teil des Tagesablaufs werden zu lassen. Diese Ausrichtung an der Integrierung in den Alltag darf wohl als besonders zukunftsweisend gesehen werden, ist dieser Ansatz doch im besten Sinn „nachhaltig“.
Den Abschluss des Projektes bilden mehrere Abschlusstreffen der teilnehmenden Klassen, verteilt auf das gesamte Land. Die Klasse erhalten dort ein Zertifikat und dürfen sich als „Singende Klasse“ (oder im Fall einer Teilnahme der gesamten Schule, als „Singende Schule“) bezeichnen.
Am Projekt haben sich über 230 Klassen mit rund 2400 Schüler*innen angemeldet.
Weitere Informationen unter: https://scv.bz.it/singende-klasse-singende-schule/